Es war bereits dunkel und weit nach 20 Uhr als wir auf unserem Road Trip durch den Südwesten der USA, nach einem wunderschönen Tag auf der Route 66, den Grand Canyon Nationalpark erreichten. Ursprünglich hatten wir das ganz anders geplant; wir wollten bereits am Nachmittag unser Lager auf einem der Campingplätze im Grand Canyon Nationalpark aufschlagen, um möglichst früh in die Schlafsäcke zu klettern und fit für die am nächsten Tag geplante Wanderung hinunter in den Grand Canyon zu sein.
Doch die Fahrt aus der Mojave Wüste über eher unpopuläre Teile der Route 66 und landschaftlich reizvolle Nebenstrassen in Richtung Osten zum Grand Canyon National Park war dermassen eindrucksvoll, dass wir beschlossen uns etwas mehr Zeit zu lassen und den ein oder anderen ausgiebigen Extrastop einzulegen.
Als wir am späten Abend dann den Mather Campground auf dem Gelände des Grand Canyon Nationalpark erreichten, war die Rangerstation für den Campingplatz bereits geschlossen. Zwar konnten wir problemlos einen der freien Stellplätze für die Nacht beziehen, allerdings mussten wir diesen dann am nächsten Morgen beim Verlassen des Campgrounds bezahlen und dies ging erst ab 8 Uhr wenn die Rangerstation wieder geöffnet hat.
Damit war unser Plan, am nächsten Tag hinunter in den Grand Canyon zu wandern in der angedachten Form einfach nicht machbar – denn hierfür hätten wir uns spätestens gegen 6 Uhr am Morgen auf den Weg machen müssen. Eigentlich wollten wir am frühen Morgen auf den South Kaibab Trail hinunter in den Grand Canyon starten, dann über den Tonto Trail hinüber auf den Bright Angel Trail wechseln und diesen wieder hinauf zum Rand des Grand Canyon wandern – alles in allem eine Tour von mindestens 12 Stunden.
Nach dem Aufbau der Zelte blieb uns also nichts anderes übrig, als am wärmenden Lagerfeuer eine alternative Wanderung für den nächsten Tag auszuwählen und so entschieden wir uns kurzerhand für eine Wanderung auf dem Rim Trail – entlang der Kante des Grand Canyon.
Wandern am Rande des Grand Canyon bis nach Hermits Rest
Auch die Wanderung auf dem Grand Canyon Rim Trail beginnt am Trailhead des South Kaibab Trail und führt von dort gute 25 Kilometer in Richtung Westen, fast ausschliesslich entlang der Kante des Grand Canyon, bis hin zum Endpunkt in Hermits Rest.
Damit verbindet der Rim Trail alle Aussichtspunkte des Gand Canyon Nationalparks mit einem Wanderweg, die auch bequem mit den kostenlosen Shuttlebussen des Nationalparks erreicht werden können. Jedoch bietet eine Wanderung auf dem Grand Canyon Rim Trail noch viele weitere grandiose Einblicke hinab in den Canyon und auf den Colorado River, welche den „fusslahmen“ Shuttelbus-Touristen verborgen bleiben.
Start auf den Grand Canyon East Rim Trail
Nach dem Abbau der Zelte fuhren wir also um 8 Uhr hinüber zur Rangerstation um unseren Stellplatz für die Nacht auf dem Mather Campground zu bezahlen. Auf dem Parkplatz vor der Rangerstation angekommen, kreuzte dann erst einmal eine Herde von ca. 10 der großen Wapitihirschkühen unseren Weg – was für ein Start in den Tag, so konnte es weitergehen…
Weiter ging es zum östlichsten Punkt des Grand Canyon Rim Trails, dem South Kaibab Trailhead an dem wir auf unsere Tageswanderung starteten.
Der östliche Teil des Rim Trail Wanderweges führte uns vorbei an den Aussichtspunkten Pipe Creek Vista und Mather Point; hier befindet sich auch das Grand Canyon Visitor Center in dem man sich einen Überblick über die Natur, Entstehung und Geschichte des Nationalparks verschaffen kann und zudem alle notwendigen Informationen zum Wandern im Grand Canyon erhält.
Über den Yavapai Point, an dem sich auch das Grand Canyon Geologie Museum befindet, wanderten wir weiter auf dem „Trail of Time“ bis hinüber zum Bright Angel Trailhead – der „Trail of Time“ ist ein kleines Teilstück der Wanderung auf dem Rim Trail, eine Art Wander-Lehrpfad zur Entstehung des Grand Canyon und seiner Geschichte.
Angekommen am Bright Angel Trailhead, machten wir erste einmal einen kleinen Zwischenstop von unserer Wanderung in der Maswik Lodge im westlichen Grand Canyon Village. Auch wenn es sich bei der Grand Canyon Maswik Lodge eigentlich um ein luxuriöses Hotel handelt, konnten wir uns dort auf Nachfrage einen frischen Café „to go“ an der Hausbar organisieren – mit welchem wir dann zum Startpunkt des Bright Angel Trails zurückkehrten um dort für eine längere Pause den Ausblick auf den beeindruckenden Wanderweg in die Tiefen des Grand Canyon zu geniessen.
Nach diesem ausgiebigen Stop liessen wir das Grand Canyon Village endgültig hinter uns und starteten auf den weitaus weniger frequentierten Teil des Grand Canyon Rim Trails weiter in Richtung Westen. Über die wunderschönen Aussichtspunkte Trailview Overlook und Maricopa Point gelangten wir zum Powell Point, wo der Rim Trail endlich ein waschechter Wanderweg wird.
Weiter auf den Grand Canyon West Rim Trail
Der 6 km lange Abschnitt des Grand Canyon Rim Trails zwischen den Aussichtspunkten Powell Point und Monument Creek Vista, ist sicherlich der schönste Teil der gesamten Wanderung entlang der Kante des Grand Canyon. Nicht nur, dass dieses Teilstück im Gegensatz zur restlichen Strecke des Rim Trails naturbelassen und nicht betoniert ist, sonder auch die fantastischen Ausblicke hinunter auf den Colorado River inmitten des Grand Canyon machen diesen Abschnitt zu einem unvergesslichen Wandererlebnis.
Daher genossen wir diesen Teil der Wanderung über den Grand Canyon Rim Trail auch besonders und bewunderten unzählige fantastische Einblicke in den Grand Canyon fernab der offiziellen Aussichtspunkte. Gerade die Ruhe auf diesem naturbelassen Teilabschnitt des Grand Canyon Rim Trails gefiel uns besonders gut, denn hier begegneten wir trotz dem Andrang rund um das Grand Canyon Village kaum eine Menschenseele. Höchstens an den offiziellen Aussichtspunkten Hopi Point, Mohave Point und the Abyss trafen wir noch auf eine Handvoll weiterer Grand Canyon Besucher und dies auch nur wenn gerade der Shuttelbus zugegen war.
Eine kleine Pause am Mohave Point hielt dann auch noch eine besondere Überraschung für uns bereit – denn hoch über unseren Köpfen erblickten wir einen der seltenen kalifornischen Kondore, die man wieder im Grand Canyon ansiedeln konnte. Fast eine halbe Stunde lang schwebte das majestätische Tier über uns hinweg bis es dann hinauf in die Wolkendecke verschwand und uns überaus beeindruckt wieder auf den restlichen Teil des Grand Canyon Rim Trails entliess.
Ab dem Monument Creek Vista Aussichtspunkt wird der Rim Trail zu einem sehr breiten betonierten Weg, der auch für Radfahrer freigegeben ist und führt über fast 3 km durch ein kleines Waldstück etwas Abseits der Kante des Grand Canyon.
Da uns dieser Abschnitt des Grand Canyon Rim Trail weniger gut gefiel, legten wir für die nächsten 3 km einen Schritt zu und genossen noch ein wenig die grandiose Aussicht vom Pima Point. Nach passieren dieses Aussichtspunktes ging es weiter auf die letzte knapp 2 km lange Etappe zum Ende des Grand Canyon Rim Trails bis nach Hermits Rest – wo auf halber Strecke der Wanderweg auch wieder schmaler wird.
Nach gut 8 Stunden, inklusive aller Pausen und unzählbaren Fotostopps, erreichten wir dann Hermits Rest – den Endpunkt der Wanderung über den Grand Canyon Rim Trail. Hermits Rest war ehemals eine Herberge aus Steinen des Grand Canyon erbaut, doch heute steht nur noch der einstiege Eingangsrahmen.
Für uns ging es von Hermits Rest mit dem Shuttelbus zurück ins Grand Canyon Village, von wo aus wir mit dem Auto in Richtung Osten zum Lipan Point Aussichtspunkt fuhren um dort den fantastischen Sonnenuntergang über dem Grand Canyon zu geniessen. Ein wunderschöner Tagesabschluss für unsere Wanderung im Grand Canyon Nationalpark…
Unser Fazit zum Grand Canyon Rim Trail
Grundsätzlich hat uns die Wanderung auf dem Grand Canyon Rim Trail sehr gut gefallen – auch wenn es über weite Strecken eher ein langer Spaziergang über betonierte Wege statt einer tatsächlichen Wanderung ist.
Durch die Länge und Dauer der Wanderung entlang des Grand Canyon, war es besonders faszinierend über den ganzen Tag hinweg das Spiel von Licht und Schatten innerhalb der Schlucht zu beobachten. Zudem bieten sich vom Rand des Rim Trails weitaus schönere Einblicke in die Tiefen des Grand Canyons als nur von den offiziellen Aussichtspunkten.
Daher ist der Rim Trail entlang des Grand Canyon aus unserer Sicht durchaus empfehlenswert und bietet sicherlich gerade für weniger geübte Wanderer eine attraktive Alternative zu den anstrengenden Abstiegen hinunter in das Herz des Grand Canyon. Ganz besonders zu empfehlen ist dabei das naturbelassene Teilstück zwischen Powell Point und Monument Creek Vista.
Tipps zur Planung Deiner Wanderung am Grand Canyon
Alle wichtigen Informationen über die möglichen Wanderungen am und im Grand Canyon findest Du auf der englischsprachigen Webseite des Grand Canyon Nationalpark. Hier geht’s zur Webseite des Grand Canyon :
Weitere Informationen zum aktuellen Zustand der Wanderwege erhältst Du vor Ort im Visitor Center nahe des Mather Point Aussichtspunktes. Hier erhältst Du auch das für Mehrtageswanderungen in den Grand Canyon notwendige „Permit“ nachdem Du dieses min. 3 Monate im Voraus über die Webseite reserviert hast. Mit ganz viel Glück kannst Du auch an jedem Morgen eines der nicht abgeholten „Permits“ ergattern – aber darauf solltest Du dich lieber nicht verlassen.
Fernab von verschiedenen Webseiten haben wir für die Planung unseres USA Road Trips und der Wanderungen rund um den Grand Canyon die folgenden drei Bücher eingesetzt und waren damit sehr zufrieden. Weitere Informationen und Rezensionen über die von uns empfohlenen Bücher erhältst Du hier :
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Wow, da bekommt schon irgendwie Lust zu wandern, obwohl ich weder Erfahrungen im Wandern (im Sinne von mehreren Tagen) oder Campen (außerhalb des eigenen Gartens ;-)) habe.
Danke für den authentischen Reisebericht. Ich dachte schon, Reiseblogs schreiben nur noch über die Do´s und Don´t´s von Backpackern, was man unbedingt besichtigen sollte, was man tun sollte bevor man 30 ist usw. ja in letzter Zeit ging mir das ziemlich auf den Sack und wenn ich bei feedly einen Beitrag von diesem Blog lese, dann komme ich so langsam wieder runter.
Danke nochmals. Ich freue mich auf die folgenden Posts. 🙂
LG
Lydia
Hallo Lydia,
danke für die Blumen – freut mich natürlich zu hören, dass Dir meine Beiträge gefallen! Noch schöner, dass sich diese aus Deiner Sicht von anderen Blogs abheben…
Was längere Wanderungen und das Campen in der Natur angeht – so kann ich Dir nur empfehlen es mal auszuprobieren. Wenn Du für die Schönheit der Natur generell empfänglich bist und Dir die Zeit nimmst alles auf Dich wirken zu lassen…kann das Dein Leben verändern. In jedem Fall ist es aber super, dass Dir der Artikel das Thema mal ein wenig schmackhaft gemacht hat… 😉
Liebe Grüße,
Christian
Hallo Christian,
es macht wirklich Spaß deine Berichte zu lesen. Ich hoffe wir können einiges davon verwirklichen. Vor allem der Angels Landing Trail im Zion National Park ( wobei ich wahnsinnig Höhenangst habe und mir immer fast in die Hosen mache ) aber ich wage es dann meist trotzdem – einfach auch um über meine Grenzen zu gehen und auszuloten was geht. Und auch Dein Bericht über den Rim-Trail im Grand Canyon haben mich total angesprochen.
Mein Mann und ich sind ab 5.12 für 4 Wochen im Südwesten der USA unterwegs und wollen natürlich so viele Nationalparks wie möglich besuchen. Jetzt hoffen wir halt nur, dass es wettertechnisch auch möglich ist. Kannst du uns in diesem Punkt weiterhelfen?
Vielen Dank schon mal für Deine Unterstützung und weiterhin viel Spaß beim Reisen,
Übrigens auch wir haben einen Blog, berichtstechnisch sind wir allerdings noch in Mexiko 🙂
Viele liebe Grüße
Otti und Wolfgang
Hallo Ihr Beiden,
vielen Dank erst einmal für Euer Lob! Freut mich, dass Euch unsere Bericht gefallen…
Bzgl. Euer USA Reise drücke ich Euch die Daumen, dass nicht in den nächsten Tagen der erste Schnee fällt – die meisten Nationalparks liegen nämlich recht hoch. Über die genauen Bedingungen in den einzelnen Nationalparks könnt Ihr Euch auf der Webseite des National Park Service informieren. Dort gibt’s eine Seite zu jedem Park mit aktuellen Wetterbedingungen und Warnungen.
Drücke Euch die Daumen, dass Ihr eine wirklich tolle Reise genießen könnt und freue mich von Euch zu lesen. Wir sind ab Gebrauch wieder für 2 Monate im Südwesten der US unterwegs. 😉
Beste Grüße, Christian
Wir gehen im Juli zum Bright Angel Campground.Kann man unten vielleicht von andern Zelt und andere Sachen übernehmen?????
Hallo Bernd,
habt Ihr denn schon ein Permit…? Auf dem Bright Angel Campground kannst Du keine Zelte mieten und natürlich auch keine Sachen übernehmen – die brauchen die meisten Wanderer ja selber, da viele auf Mehrtagestouren im Canyon unterwegs sind.
Beste Grüße, Christian