Hast Du nicht auch schonmal daran gedacht auf Deiner nächsten Reise einmal ganz individuell loszuziehen? Zelt in den Rucksack oder ins Auto gepackt und ab geht’s in die Ferne – einfach weg! Irgendwo wild campen in der freien Natur – das ist individuell, naturnah und vor allem ziemlich günstig.
Viele von uns hatten diesen Gedanken wahrscheinlich schon einmal im Kopf, doch die meisten scheuen sich letztendlich davor diesen Traum endlich Realität werden zu lassen.
Die meisten Menschen haben einfach zuviel Angst oder große Bedenken, dass es zu gefährlich ist. Trauen sich einfach nicht „schutzlos“ irgendwo draussen in der freien Natur wildcampen zu gehen.
Doch dadurch verpassen sie bedauerlicherweise eines der schönsten, ursprünglichsten und vor allem individuellsten Naturerlebnisse unserer Zeit…
Nimas Erfahrungen beim Wildcampen in Spanien
Gerade deshalb freue ich mich sehr, dass Nima in diesem Artikel einmal ausführlich über Ihre damals noch jungfräulichen Erfahrungen zum Thema wildes Campen berichtet und uns davon erzählt was es in Ihr ausgelöst und wie es Ihr Leben massgeblich verändert hat.
Nima ist begeisterte Outdoor-Sportlerin und liebt vor allem das Bouldern und Klettern. Ihre positiven Erfahrungen beim Wildcampenhaben dazu geführt, dass Sie mittlerweile mit Ihrem Lebensgefährten ortsunabhängig in einem „alten Mercedes Bus“ in Spanien lebt und Ihr Leben möglichst individuell und frei gestaltet.
Noch mehr über Nima kannst Du auf Ihrem interessanten Blog „Abenteuer Spanien“ erfahren, auf dem Sie sehr authentisch über Ihre Leidenschaften und Erlebnisse berichtet – hier geht’s zum Blog:
Und nun viel Spass mit Nimas Bericht über wildes Camping, endlose Sternenhimmel und nackt baden in der freien Natur…
Mein 1. Mal Wildcampen in Spanien
Bei meinem 1. Mal war ich 38 Jahre alt. Eigentlich war es nichts, das bei mir auf einer Wunschliste stand oder das ich vermisst habe – es hat sich einfach ergeben.
Und doch war danach alles anders als vorher und ich wusste: „Davon will ich mehr!“
Wir reden hier übrigens nicht von Sex, auf den habe ich keine 38 Jahre lang gewartet, sondern von meinem 1. Mal Wildcampen in Spanien.
Dazu gekommen ist es im Jahr 2012, das für mich aus ganz vielen ersten Malen bestand:
- Zum 1. Mal ziehe ich in ein anderes Land – ohne Sprachkenntnisse.
- Zum 1. Mal habe ich keinen Plan, wie es in meinem Leben weitergehen soll. Stattdessen lasse ich mich treiben…
- Zum 1. Mal lese ich in einem Buch den Namen Nima. Sein Klang und seine Bedeutung gefallen mir so gut, dass ich ab sofort so heißen möchte. Seit einem Jahr steht dieser Name übrigens auch in meinem Ausweis.
In dieser Phase bin ich so offen für neue Erfahrungen, wie z.B. wildes Campen, wie noch nie zuvor in meinem Leben. War ich früher eher ängstlich und besorgt, ist mein neues Lebensmotto „Ich will Neues entdecken“.
Zum 1. Mal nach meiner Scheidung bin ich übrigens auch wieder verliebt. Mit Steve möchte ich mich meiner Höhenangst stellen und das Klettern ausprobieren. Dazu wollen wir nach Siurana fahren, einem der berühmtesten spanischen Klettergebiete, und dort wildcampen. Da er mich und meine „Camperfähigkeiten“ aber nicht einschätzen kann, machen wir einen Testlauf an einem nahe gelegenen Stausee.
Kann ich mich darauf einlassen oder mache ich aus den spanischen Mücken Elefanten und das gemeinsame wilde Campen zu einem Horrortrip?
Wildes Campen heißt, sich auf die Begebenheiten der Natur einzulassen…
Mit dem Nötigsten ausgestattet, fahren wir nachmittags mit seinem Mitsubishi an einen Stausee in der Nähe von Figueres und suchen uns einen geeigneten, zurückgezogenen Platz zum wildcampen.
Wir werden auf Isomatten im Auto schlafen und haben uns nur eine Kleinigkeit zum Essen für abends und das Frühstück mitgenommen.
Erst einmal steht bei der Hitze – es ist Mitte Juni und brütend heiß – ein erfrischendes Bad im See an.
Um uns herum keine Menschenseele, die Touristen verschlägt es alle scharenweise ans Meer. Dass sie nur 30 km weiter diese Idylle für Wildcamper vorfinden würden, wissen sie nicht. Sie tummeln sich wie die Sardinen eng an eng am Strand und sehen von Spanien nichts, außer den Weg vom Hotel zum Meer.
Für Steve ist wildes Campen absolut nichts Neues
Mit Freunden oder alleine hat Steve schon unzählige Nächte in der freien Natur verbracht. Ich war lediglich als Kind einmal auf einem Campingplatz, das war’s.
Wildcampen heißt für uns: „Keep it simple!“
Die Entscheidung wild zu campen, fällen wir nicht aus Geldnot, sondern weil sie Steves Lebensgefühl und Wunsch nach Freiheit entspricht. Ob ich dem auch etwas abgewinnen kann, wird sich zeigen.
Beim gemeinsamen Kochen merken wir, dass die Aufgabenverteilung zwischen uns klappt, ohne, dass wir uns absprechen müssen. Der eine bereitet das Essen zu, der andere spült. Einer räumt die ganzen Sachen wieder weg, der andere kümmert sich um das Herrichten der Schlaffläche.
Wild Campen erfordert Teamarbeit
Wir sitzen die meiste Zeit einfach nur da, unterhalten uns und genießen die Ruhe. Ab und zu hört man einen Fisch aus dem Wasser springen, ein Käuzchen rufen oder die Grillen zirpen. Aber am lautesten höre ich die Stille.
Über uns strahlt ein bombastischer Sternenhimmel, als hätte er sich heute besonders ins Zeug gelegt. Das ist einer der Momente, in denen ich gerne die Zeit anhalten würde, weil einfach alles stimmt!
Aber es ist das Jahr der ersten Male und ich erlebe in dieser Nacht etwas, bei dem Steve noch monatelang ungläubig den Kopf schüttelt: „Ich sehe meine erste Sternschnuppe!“
Vor lauter Aufregung vergesse ich glatt, mir etwas zu wünschen, aber in diesem Jahr wird es nicht meine letzte Sternschnuppe gewesen sein …
Irgendwann gegen 1.00 Uhr legen wir uns hin. Es ist angenehm warm. Ruhe. Ab und zu das Summen einer Mücke. Ich schlafe ein.
Geweckt werden wir ganz sanft von den ersten Sonnenstrahlen und blicken direkt auf den See. In der Nacht haben sich ein paar Angler eingefunden, die in der Nähe sitzen. Sie stören sich nicht an uns und wir respektieren ihren Wunsch nach Ruhe.
Ein Sprung in den See – nackt – dann zu Frühstück ein leckeres Müsli mit frischem Obst. Wir sitzen im Schatten unter einer Pinie. Wieder dieses Gefühl, dass der Moment perfekt ist.
Keine Menschen, die ständig reden. Kein Straßenlärm. Kein Zwang, bestimmte Kleidung tragen zu müssen. Wir können einfach sein!
Nach dem Frühstück spüle ich, Steve räumt auf. Das wichtigste Gebot beim Wildcampen ist für uns, keinerlei Müll zu hinterlassen.
Du bist Gast in der Natur, also verhalte dich auch so…!
Es wird für uns Zeit, zurück zu fahren, aber wir zögern es noch ein wenig heraus. Das Gefühl frei zu sein, hält uns fest.
Was ich an dem Tag noch nicht weiß, ist, dass wir kurze Zeit später ganze sechs Wochen in diesem Auto durch Spanien reisen und wildcampen werden.
Das freie Wildcampen bekommt dabei noch einmal andere Dimensionen, denn wir haben deutlich mehr Gepäck und noch meine Hunde dabei.
Was für eine Nacht ein aufregendes Abenteuer war, wird nun für die nächsten Wochen mein zu Hause auf Rädern. Hier muss jeder Handgriff sitzen, denn sonst bricht das Chaos aus.
Der Wagen und die Dachbox sind bis zum Anschlag voll gepackt. Kleidung, Kletterzubehör, eine Bouldermatte, Hundefutter, Kochutensilien, eine Box für Lebensmittel und die Hunde.
Mehrmals am Tag spielen wir Auto-Tetris: Abends ausladen, Schlafplatz einrichten, Sachen sicher verstauen, morgens wieder auf- und einräumen.
Da, wo es uns gefällt, bleiben wir und suchen uns einen ruhigen Fleck, an dem wir schlafen können. Mal gelingt das gut, mal müssen wir uns mit einem brachliegenden Gewerbegebiet zufrieden geben.
Das Gefühl der Freiheit begleitet uns auf Schritt und Tritt. Wir können tun und lassen, was wir wollen. Spanien bietet so viel Weite und Rückzugsmöglichkeiten, dass es leicht ist, im Auto umher zu reisen.
Die Hunde können ihr Glück ebenfalls kaum fassen. Sie laufen frei – ohne Halsband oder Geschirr – und sind dennoch immer in unserer Nähe.
Sie können ihre Umgebung erkunden, ohne dauernd an einer Leine weiter gezerrt zu werden. Sie dürfen ausgiebig schnuppern, im Dreck wühlen und in den Seen baden. Sie dürfen Tier sein – mit allem, was dazu gehört.
Diese Tour schweißt uns zusammen und ich lerne, wie viele unentdeckte Fähigkeiten ich habe. Mein Talent, lösungsorientiert zu denken, ist beim Wildcampen äußerst hilfreich. Und ich merke, dass ich mich sehr gut auf neue Gegebenheiten einstellen kann.
Anstatt mich darüber zu ärgern, dass etwas anders läuft als geplant, lerne ich zu improvisieren und das Beste aus solchen Momenten zu machen.
Und ich stelle fest, wie wenig ich brauche, um glücklich zu sein.
Das Wildcampen in Spanien hat definitiv mein Leben verändert
Und deshalb hieß es vor vier Wochen: „Tschüss Wohnung – hallo Bus!“ Seit Steve und ich uns kennen, leben wir auf engem Raum, beim Wildcampen oder in einer Ein- Zimmer Wohnung.
Das Wenige, das wir besitzen, haben wir noch einmal drastisch reduziert und wohnen jetzt in einem 35 Jahre alten Oldtimer-Bus namens Horst.
Das Wildcampen wird zukünftig in einigen Punkten komfortabler, aber da wir im Bus leben und arbeiten, ist dieses Upgrade notwendig.
An unserer Einstellung ändert das nichts: Wir suchen die Ruhe, die Freiheit und das ungestörte Leben in der Natur – nirgendwo sonst fühlt sich das Leben so echt an!
Noch mehr zum Wildcampen und Wandern in der freien Natur
Erst einmal – Vielen Dank! – an Nima für diesen inspirierenden Artikel über Ihre Erfahrungen beim Wildcampen! Hoffentlich hilft dieser Artikel dem ein oder anderen dabei auch die letzten Bedenken zu zerstreuen und endlich den Mut für das Erlebnis Wildcampen aufzubringen.
Auch wir von feel4nature sind große Fans des wilden Campens, auch wenn es uns dafür eher zu Fuss ins tiefe Hinterland des hohen Nordens oder der amerikanischen Nationalparks zieht.
Hier auf unserem Blog findest Du noch viele spannende Artikel zum Thema Wandern, Natur und Campen – folge uns doch auch auf Tripadvisor, Facebook, YouTube, Instagram, Twitter und Flipboard um keinen Artikel mehr zu verpassen – dort gibt’s auch aktuelle News, Bilder und Videos zu unseren aktuellen Reisen und Wanderungen.
Einfach die pure Freiheit!!!!!So muss man es machen.
Da werde ich glatt Neidisch.
Sehr schöne Fotos…
Hey Andi,
ja – Wildes campen ist schon eine tolle Angelegenheit…! Wir werden uns Anfang nächsten Jahres wieder in die USA aufmachen und es in vollen Zügen genießen…
Beste Grüße, Christian
Vor allem die wunderschönen Landschaften Andalusiens laden geradezu dazu ein um sich in seinem Zelt „einfach irgendwo“ niederzulassen. Die normalen Campingplätze sind einfach zu langweilig. In den Steppen, Wäldern und Bergen gibt es unglaublich viel zu entdecken. Nur erwischen lassen sollte man sich nicht. Die Strafen in Spanien sind leider extrem hoch. Und bei Lagerfeuer und co. verstehen die Behörden relativ wenig Spaß.
Hallo Max,
vielen Dank für Deine Tipps…! 😀
Beste Grüße, Christian
Wir haben diesen Sommer auch Wild gecampt in Spanien, Frankreich usw. Mit einem Peugeot 208. Die Geschichte mit ein-, aus- und umräumen kennen wir nur zu gut! Hat aber wirklich Spass gemacht.
Wenn kein guter Platz in Sicht war hat uns die Seite
http://www.furgovw.org/mapa_furgoperfecto/
weitergeholfen. Ist allerdings in Spanisch, hat aber eine interaktive Karte
Hallo Moritz,
danke Dir für den Tip – die Seite schaue ich mir mal genauer an! 😉
Beste Grüße, Christian
Hey Christian,
vielen Dank, dass ich du meinen Beitrag auf deinem Blog veröffentlicht hast 🙂
Das mit dem Verbot von Lagerfeuern macht hier in Spanien absolut Sinn. Ich habe vor drei Jahren selber einen Jahrhundertwaldbrand miterlebt und kann sagen, dass das kein Spaß ist.
Viele Leute gehen leider viel zu unbeschwert mit diesem Thema um und nehmen es auf die leichte Schulter.
Liebe Grüße aktuell aus Albarracín
Nima
Hey Nima,
nichts zu danken! Ich finde den Artikel und das Thema super – also wenn, dann müsst eich nochmal danke sagen. 😉
Beste Grüße, Christian
Hallo Nima,
ein sehr schöner Artikel. Ich habe in diesem Jahr auch das erste Mal wild gecampt, allerdings in Skandinavien. Wir haben eine Weile gebraucht, ums uns endlich zu trauen, aber danach lief es irgendwie, wie von selbst. Es ist einfach ein tolles Gefühl so ganz allein mitten in der Natur zu stehen. Vor einiger Zeit habe ich auch einen Blogpost dazu verfasst (http://ich-konnte-den-hund-noch-nie-leiden.blogspot.com/2015/09/das-erste-mal.html) Ich finde es ziemlich witzig, dass wir unabhängig voneinander eine ähnliche Einleitung gewählt haben :-D. Aber andererseits… es schreit danach es so zu schreiben oder?
Hi Tim.
„Dieser Blog steht nur geladenen Lesern zur Verfügung.“ , könnte man zu deinem Blog eingeladen werden?:) würde mich sehr interessieren.
Hallo Nima, schöner Artikel, gut geschrieben. Ja es geht nichts über wildcampen außer Schlafen in der Hängematte irgendwo in der Natur.
Probiert es mal aus, das ist das genialste.
Ich hatte mal eine Nacht auf einem abgelegenen Platz in der Lüneburger Heide, wachte nachts auf und sah ein paar Kühe, die im Mondlicht über der Wiese zu schweben schienen. Nächtliche Stille umfing mich und der Bodennebel machte einen mythischen Ort aus der Wiese.
Grüße aus der Schweiz im wilden Womo ☺
AdventureMitch
Der Reiz des Wildcampens liegt fur mich unter anderem darin, selber einen schones Platzchen zu suchen. Dafur hei?t es, sich auf unbekannte Wege zu begeben, kreativ zu sein und flexibel zu sein.
Hallo Andrew,
da ist was dran…
Besten Gruß, Christian
Hi Nima, sehr geiler Artikel.
Ich Plane mit meiner Freundin ebenfalls einen 2 Monatigen Wildcamptrip.(entweder Skandinavien oder Spanien)
Vor Spanien habe ich relativ Schiss, „geschnappt“ zu werden. Seid Ihr mal von der Polizei weggeschickt worden, oder wurdet verwarnt?
Außerdem wann wart Ihr dort? Wollen anfang Juni bis ende Juli, haben aber auch die befürchtung dass man nicht immer einen geeigneten Baum o.Ä. zum Unterstellen findet. (um der knallenden Sonne zu entkommen)