Fast ohne Geld auf dem E5 über die Alpen wandern

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Wanderst Du gern? Bist Du oft draussen in der Natur unterwegs, ja? Dann hast Du sicherlich auch schonmal daran gedacht einmal in Deinem Leben zu Fuß über die Alpen zu laufen, oder? Einmal dieses beeindruckende Band der Alpen zu bezwingen und nur mit Deiner Muskelkraft in den warmen Süden vorzudringen…

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So geht es vielen Wanderbegeisterten! Doch die Meisten von ihnen verwerfen diesen Gedanken schnell wieder, weil sie denken es wäre zu anstrengend oder viel zu teuer zu Fuß die Alpen zu überqueren.

Bei Jannis war das ganz anders. Als Schüler und mit gerade einmal 18 Jahren hat er nur ein kleines Budget für solch eine Unternehmung, doch trotzdem ist er losgezogen – zu Fuss auf dem E5 über die Alpen.

Jannis schreibt sonst auf seinem Blog „JannisLife“ über seine inspirierenden Abenteuer und heute erzählt er uns hier alle Details und Erfahrungen zu seiner Wanderung auf dem E5 über die Alpen.

Noch mehr Infos zu Jannis, gibts hier auf seinem Blog:

Wandern mit kleinem Budget auf dem E5 über die Alpen

Wahrscheinlich hat so ziemlich jeder, der mehrtägige Wanderungen macht schon darüber nachgedacht: „Einmal zu Fuß ganz über die Alpen laufen.“

Ich habe mir den Traum diesen Sommer erfüllt und es war sicher nicht da letzte Mal!

Das Problem, vor dem ich bei der Planung der Tour stand: „Ich bin Schüler und als solcher bin ich chronisch pleite.“

Wander Alpen E5
Jannis bei seiner Wanderung über die Alpen

Wandern E5 – Die Planung der Route

Und ich stehe vor einem weiteren Problem: „Ich habe ferienbedingt nur 6 Wochen Zeit.“

Nach einem Schüleraustausch habe ich meinen Freunden in Süditalien versprochen, sie in den Sommerferien zu besuchen. Da ich trampe, bleiben für die Alpenüberquerung also nur zwei Wochen.

Es gibt nur einen Weg, der so direkt über die Alpen führt: „Der E5…!“

Es geht mir nicht so sehr um die sportliche Leistung (weshalb ich es vorher auch nicht für nötig halte zu trainieren), viel wichtiger ist es mir, in möglichst wilde und unberührte Natur zu kommen.

Dafür ist das Wandern auf dem E5 die denkbar schlechteste Wahl, weshalb ich ein paar Änderungen an der Route vornehme.Hinter der Braunschweiger Hütte geht’s nicht den zugesiedelten E5 weiter. Ich wechsle stattdessen auf die landschaftlich traumhafte Via Alpina. Ein echter Geheimtipp!

Geld sparen beim Wandern auf dem E5

Mit 500€ für 6 Wochen breche ich auf. Das macht rund 12€ Tagesbudget! Ein solches Budget erfordert knallharte Sparmaßnahmen.

Also habe ich mir die Frage gestellt: „Was verursacht eigentlich die Hauptkosten bei einer Alpen-Überquerung zu Fuß?“

Die Fortbewegung ist es im Gegensatz zu vielen anderen Reiseformen schonmal nicht, aber trotzdem ist eine solche Tour nicht ganz billig.

Ich bin zu folgendem Schluss gekommen:

Übernachten beim wandern auf dem E5

Wie bei bei fast jeder anderen Reise, macht die Unterkunft einen großen Teil der Kosten aus. Da ich Mitglied des Alpenvereines bin und wann immer es möglich ist, im Matratzen-Lager schlafe, fallen hier schon mal keine all zu großen Kosten an, aber mit einem Tagesbudget von 12€ ist auch das eigentlich nicht drin.

Die Lösung:

Das Zelt mitnehmen. Mein Zelt ist selbst genäht und wiegt um die 500 Gramm. Das kann ich im Gepäck grade noch verkraften, genau wie Matratze und Schlafsack. Sogar ein Kopfkissen darf noch mit. Alles ultraleicht, versteht sich.

Zelt Wandern E5
Jannis selbstgenähtes Zelt für seine Alpenüberquerung.
Verpflegung beim wandern auf dem E5

Ich rede hier nicht einmal vom schick essen gehen im Ort. Nein, da alle Nahrungsmittel mit Helikoptern auf die Hütten gebracht werden müssen, wäre selbst mit der einfachsten Grundverpflegung auf der Hütte, mein Tagesbudget überschritten. Viel zu teuer!

Dafür gibt es nur eine Lösung:

Selber kochen! Auch Topf, Esbit-Kocher und Gewürze wiegen nicht schwer und werden eingepackt. Da der E5 immer wieder durch kleine Dörfer führt, kann ich mich problemlos alle paar Tage mit Proviant eindecken.
Der Plan steht, auf geht’s!

Realitätscheck – meine Wanderung auf dem E5:

Nach ein paar Tagen bin ich nahezu pleite. Die ersten Tage habe ich in Hütten verbracht, weil ich gehofft habe, das Regenwetter sei nur vorübergehend. Leider wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass mich die Regen-Wolken meine ganze Tour durch begleiten sollten.

Gleich in der ersten Nacht „durfte“ ich mir ein sündhaft teueres Einzelzimmer nehmen, da ich zu spät an der Hütte angekommen bin und im Matratzen-Lager bereits alle am Schlafen waren. Mit solchen Ausgaben ist es nun vorbei… gezwungener Maßen.

Geschlafen wird im Zelt, egal bei welchem Wetter, eingekauft nur noch in den allergünstigsten Supermärkten. Als ich ausgerechnet an einem Sonntag durch’s Tal komme, wird es heikel. Der Proviant ist aufgebraucht, das Restaurant unbezahlbar. Mit knurrendem Magen, krieche ich klitsch nass geregnet in das winzige Zelt.

Das Geld ist aufgebraucht. Ab sofort heißt es: Ohne Geld auf dem E5 über die Alpen.

Jede Tour hat Schattenseiten. Bei mir waren es quälender Hunger, ein durchnässtes Zelt, durch’s Zelt trampelnde Stiere und ein „verknackster“ Knöchel. Von mehreren Beinahe-Abstürzen will ich gar nicht erst anfangen.

Mehr als einmal habe ich die Tour verflucht, doch Aufgeben war für mich nie eine Option. Oft waren es genau diese Momente, wo ich plötzlich grinsen musste und gedacht habe: „Das gehört zu einem Abenteuer dazu!“

Schnell habe ich mich mit der Situation arrangiert und die Chance genutzt. Ein leckeren Salat aus frisch gepflügtem Spitzwegerich und jede Menge köstliche Waldbeeren. Nahrung gibt es überall und wenn man Hunger hat, schmeckt alles wie im 5-Sterne-Restaurant!

Camping E5 Alpen
Selbstversorgung am Lagerfeuer auf dem E5

Nein, inzwischen ertrage ich meine Lage nicht nur grade so, ich genieße sie richtig! Klar, ein warmes, trockenes Bett ist nicht verkehrt, aber einen Sonnenaufgang in den Bergen vom Zelt aus erleben? Das ist unbezahlbar! Genauso wie die Herzlichkeit der Menschen, denen ich begegnet bin. Hier ein Brot, dort eine Tasse wärmenden Tees, kleine Gesten, die mir einfach alles bedeutet haben.

Eines habe ich auf jeden Fall gelernt:

Wenn man die Natur richtig erleben will, sollte man nicht mit den Taschen voller Geld losziehen.

Natur ist alles andere als das, was sich der Mensch an Annehmlichkeiten geschaffen hat. Die großartigsten Erlebnisse hatte ich immer dann, wenn ich kein Geld hatte. Ohne Geld besinnt man sich auf das Wesentliche. Die grundlegendsten Instinkte treten zum Vorschein. Eine Scheibe Brot, wenn du hungrig bist, ein warmes Feuer, wenn du nass und durchgefroren bist, sie werden dich tausend mal glücklicher machen als eine goldene Uhr oder ein neuer Fernseher, wenn du eigentlich schon alles hast.

Was ich beim nächsten Mal anders machen werde?

Auf jeden Fall werde ich vorher trainieren. Da ich bei -8°C Nachttemperatur ungern neben dem Gletscher zelten wollte, war ich oft gezwungen, deutlich weitere Distanzen zurück zu legen, als geplant. Oft bin ich gelaufen, bis es einfach nicht mehr ging. Das hat mich mehr als einmal in heikle Situationen gebracht.

Auch werde ich mehr Trockenbrennstoff mitnehmen. An einem Abend, wo das Letzte, was ich zu essen hatte, ein bisschen Tütensuppe war, hatte ich wahnsinniges Glück, ein paar trockene Kuhfladen zum Feuer machen zu finden. Ohne wärmendes Feuer, hätte ich diese Tour nicht bis zum Ende durch ziehen können.

Nicht verändern werde ich aber die Budget Planung für nächstes Mal!

Klar, einige Situationen waren wirklich heikel, aber grade, weil ich immer wieder bis an meine Grenzen und darüber hinaus gegangen bin, habe ich auf dieser Tour so unglaublich viel gelernt. Ich habe mich selbst kennen gelernt. Ich habe gelernt, wie ich wirklich bin, was ich kann und wo meine Grenzen sind. Ich habe gelernt, mit wie wenig man glücklich sein kann und dass der Schlüssel zum Glück auf keinen Fall Geld und Konsum sein kann.

Noch mehr zum Thema Wandern

Erst einmal – Vielen Dank – an Jannis, für diesen tollen Bericht und die Erfahrungen zu Deiner Wanderung auf dem E5 über die Alpen. Das hat wirklich Respekt verdient und Deine persönlichen Erfahrungen & Rückschlüsse können wir von Feel4Nature nur bestätigen.

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Falls Du dich für eine Wanderung über die Alpen auf einer anderen Route und die passende Ausrüstung für eine Alpenüberquerung interessierst. Hier gibt’s meine Packliste für eine Alpenüberquerung auf dem Traumpfad von München nach Venedig:

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19 Gedanken zu „Fast ohne Geld auf dem E5 über die Alpen wandern“

  1. Super Story auf jeden Fall! Und macht Mut meinen Trip auf jeden Fall in Angriff zu nehmen – auch wenn mein Spar-Ziel bis dahin nicht erreicht ist.

    Ich möchte zwar nicht die Alpen überqueren aber von Deutschland nach Nepal gehen! Ist also nochmal ne andere Nummer 🙂

    Antworten
    • Hey Jessie,

      das ist ja mal eine tolle Idee…ich drücke Dir die Daumen, dass Du es schaffst!

      Unserer Erfahrung nach findet sich das finanzielle immer irgendwie… 😉 Also lass Dich nicht aufhalten!

      Beste Grüße, Christian

      Antworten
      • Hey. Ja das stimmt in der Tat mit dem finanziellen 🙂
        Ja bin gespannt. Familie ist nun soweit in den Plan eingeweiht.

        Der Umsetzung steht also nicht mehr im Wege

    • Wow,
      Jessie das klingt nach einer spannenden Tour!
      Da bekomme ich ja glatt ein schlechtes Gewissen, ich fliege nächstes Jahr nach Nepal. Ursprünglich wollte ich trampen, aber das sind mir so ein paar Krisengebiete dazwischen gekommen. Du gehst die Route Türkei – Iran – Pakistan – Indien, nehme ich an?
      Ich bin wahnsinnig gespannt auf deine Erfahrungen.

      Antworten
      • Ach naja. Du gehtst ja dann von dort aus weiter bzw reist weiter!

        Und nein ich will die Krisengebiete eher umgehen. Also Türkei – Iran – Türkmenistan – Kirgistan und Usbekistan über Tibet nach Nepal. Also wäre der optimale Weg. Kann aber auch sein, dass ich es unterwegs nochmal ändere!

        Ja bin auch schon gespannt und kann es kaum abwarten!

  2. Sau geil! Will nächstes Jahr auch gerne über die Alpen wandern und habe nicht soviel geld. Der Beitrag inspiriert und motiviert mich wirklich dass tatsächlich in Angriff zu nehmen :)).

    Antworten
  3. Sehr schöner Bericht ! aber eine Frage hätte ich noch 😉 Habt ihr auf den Fernreisen mit Zelt nie Probleme wegen dem wildcampen ? Ich würde am liebsten sofort losziehen aber die Hüttentouren aus der Vergangenheit mit den ganzen Massenlagern zum schlafen halten mich immer noch von einer Wiederholung ab 🙂 Ich würde am liebsten mit Zelt 2-3 Wochen mal los . Irgendjemand Tips für Touren in den Alpen / oder auch weiteres Ausland um mal 2-3 Wochen richtig schön zu wandern , nur mit Zelt ?

    Gruss Jürgen

    Antworten
    • Hallo Jürgen,

      aus unserer persönlichen Erfahrung heraus ist „wildcampen“ nirgendwo ein großartiges Problem – solange man sich anständig verhält, nichts kaputt macht oder seinen Müll irgendwo liegen läßt. Außerdem sollte man Privatbesitz respektieren und davon einen ausreichenden Abstand halten.

      Sollte Dich mal ein „Ordnungshüter“ wecken – sag ihm einfach, dass Du dich bei der Tourenlänge verschätzt hast und keine Unterkunft mehr gefunden hast – gegen dieses Argument lässt sich nicht viel entgegnen.

      Ansonsten gibt’s überall auf der Welt schöne lange Touren & Wanderwege…, einfach mal im Netz ein wenig recherchieren.

      Auch wir werden wahrscheinlich diesen Sommer wieder mal 4 bis 6 Wochen mit dem Zelt in den Alpen unterwegs sein, vielleicht schreibe ich danach dann mal einen ausführlichen Bericht zu dem Thema.

      Beste Grüße & viel Spass bei „Wildcampen“, Christian

      Antworten
  4. Schön geschrieben der Bericht, aber auf der anderen Seite ehrlich gesagt grenzwertig… – Du berichtest hier über Zelten und Feuer machen in geschützten und meiner Meinung auch absolut schützenswerter Natur. Ich finde wir sollten uns freuen in dieser Natur Gast sein zu dürfen und uns an die Regeln vor Ort halten. Wenn man es sich (noch) nicht leisten kann muss man eben noch ein wenig warten. Zum eigenen Nutzen gegen die vor Ort gültigen Regeln zu verstoßen muss nicht sein – Wir sind schließlich Gast. In den Alpen und in dem Land in dem wir unterwegs sein dürfen und Gastfreundschaft erfahren. Damit das so bleibt sollten wir uns schon auch an die wenigen Regeln halten und einfach dankbar sein dort sein zu können. Nichts für ungut 😉

    Antworten
    • Hallo Thomas,

      auch wenn dies ein Gastartikel von Jannis ist, so möchte ich doch auch ein paar Zeilen zu Deinem Kommentar schreiben – da wir selbst früher auch häufig mit dem Zelt in den Bergen unterwegs waren.

      Keine Frage – wir alle sollten Gast in der Natur sein und uns dementsprechend benehmen, allerdings glaube ich, dass dem auch beim „Wildcampen“ nichts entgegensteht. Im Gegenteil, ganz persönlich denke ich, dass der Impact durch den Massentourismus und die Hüttenwanderer deutlich größer ist, als durch diejenigen die sich trauen mit dem Zelt oder Biwak irgendwo frei zu übernachten.

      Letzten Endes muss sich da aber natürlich jeder selbst überlegen wie er dazu steht…

      Beste Grüße aus Norwegen Christian

      Antworten

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